Wie geht es weiter mit der Oberschule?“

Unter diesem Motto stand der 5. Bremer Oberschultag, der als eine Fortbildungs­veranstaltung für Beschäftigte der Bremer Oberschulen gemeinsam von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und dem Verband für Oberschulen und Schulen des gemeinsamen Lernens e.V. (GGG) ausgerichtet wurde. In insgesamt 7 Workshops tauschten sich 140 Teilnehmer/innen unterschiedlicher Professionen zu aktuellen Fragen und Problemen der Oberschulentwicklung aus.

Den Hauptvortrag der Veranstaltung hielt die langjährige Schulleiterin der Max-Brauer-Schule Hamburg, Barbara Riekmann. In ihrer Rede unterstrich sie, dass Bremen es mit der Einführung des 2-Säulenssystems und der vereinbarten Begrenzung auf 8 stadtbremische Gymnasien gelungen sei, dass heute insgesamt ca. 70 % der Bremer Schüler/innen eine der 33 Oberschulen besuchten. Damit sei Bremen eine wesentlich günstigere soziale Durchmischung und Heterogenität der Oberschule gelungen als Hamburg, wo nach wie vor ca. 55 % der Eltern in der 5. Klasse für ihr Kind das Gymnasium anwählten und den dortigen Stadtteilschulen die leistungsstarken Schüler/innen entzögen. Auch der Vertreter der Bildungsbehörde, Lars Nelson, betonte in seinem Grußwort an die Teilnehmenden, dass die Bremer Oberschule ein Ergebnis des sogenannten Bremer Schulkonsenses sei, der bis 2018/2019 festgeschrieben sei. Danach müsse eine Auswertung dahingehend erfolgen, ob es 1. der Oberschule gelungen sei, die nach wie vor in Deutschland bestehende Koppelung der sozialen Herkunft an die Wertigkeit der Schulabschlüsse aufzulösen, und 2., ob es der Oberschule gelungen sei, auch im nationalen und internationalen Schulleistungsvergleich zu bestehen.

In den anschließenden Workshops sowie auch im Abschlussplenum wurde aber ersichtlich, dass viele der anwesenden Beschäftigten die Zwischenbilanz nach 5 Jahren Oberschule längst nicht so positiv beurteilten wie der Vertreter der Bildungsbehörde: Bemängelt wurde zum einen, dass der Oberschule durch die Gymnasien nach wie vor leistungsstarke und sozial kompetente Schüler/innen entzogen würden. Zum anderen wurde festgestellt, dass es nach wie vor ein starkes Qualitätsgefälle zwischen den einzelnen Oberschulen gäbe; auf der einen Seite die stark angewählten Oberschulen in Stadtmitte und in den bürgerlichen Stadtteilen, zumeist noch ausgestattet mit eigenen Oberstufen, und auf der anderen Seite die wenig nachgefragten Oberschulen in sozial schwächeren Stadtteilen. Und auch was die inhaltliche und konzeptionelle Ausgestaltung der Oberschulen angehe, seien erhebliche Unterschiede im Schulentwicklungsstand der einzelnen Oberschulen erkennbar, so dass von einer einheitlichen Bilanz ohnehin kaum gesprochen werden könne.

Überaus positiv wurde von den Teilnehmer/innen des Workshops Inklusion die Eingliederung der Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarfen in die allgemeine Schule bewertet, obwohl auch hier festgestellt wurde, dass die Lasten dieses Prozesses wieder ausschließlich den Oberschulen aufgebürdet wurde, während sich die meisten der Gymnasien dieser Aufgabe entzögen. In weiteren Arbeitsgruppen wurden die Schulabschlüsse in der Oberschule, Fragen der Leistungsbewertung, der Schulraumgestaltung und der Kooperation von Schulsozialarbeiter/innen, Schulsozialpädagog/innen und Lehrkräften in multiprofessionellen Teams beraten. Als besondere Baustelle wurde im Abschlussplenum der Aufbau der Oberschul-Oberstufen bewertet, insbesondere auch in Verknüpfung mit der anhaltenden Diskussion um das Abitur nach 8 bzw. 9 Jahren. Ein ebenso interessanter wie wichtiger Fachtag, wie Teilnehmer/innen und Organisator/innen auf dem Abschlussplenum feststellten. Die Planungen für den 6. Bremer Oberschultag im nächsten Jahr wurden bereits aufgenommen.

Karlheinz Koke