63 Schulen bekunden ihr Interesse an der Pilotphase Gemeinschaftsschule

Die von der rot-roten Koalition angeschobene Pilotphase Gemeinschaftsschule hat den nächsten Schritt getan. Interessierte Schule sollten bis zum 22. Juni 2007 ihr Teilnahmeinteresse bekunden. Insgesamt 63 Schulen haben sich bis zum 26.6. gemeldet:

Offentliche Schulen:

  • 19 Grundschulen

  • 13 Gesamtschule (davon 7 mit gymnasialer Oberstufe)

  • 10 Realschulen (davon 1 integrierte Haupt- und Realschule)

  • 7 Hauptschulen

Hinzu kommen 14 Schulen in privater Trägerschaft, von denen 9 in der Planungsphase sind.

Entsprechend den verschiedenen Modellen, sich zur einer Schule für alle zu entwickeln, lassen sich folgende Vorhaben ausmachen:

  • 12 aufwachsende Grundschulen

  • 20 Sekundarschule (ohne eigene Grundstufe)

  • 3 Sekundarschulen (Gesamtschulen) mit eigener Grundstufe

  • 7 Verbünde einer oder mehrerer Sekundarschulen mit Grundschulen

Die eigentlichen Bewerbungen der interessierten Schulen mit den erforderlichen Gremienbeschlüssen werden bis Ende September erfolgen. Die endgültige Entscheidung über die Teilnahme an der Pilotphase erfolgt dann bis Ende November. Die Entscheidungen setzten auch Übereinkünfte mit den Bezirksverwaltungen, also den Schulträgern, voraus. Unmittelbar danach ist auch der Start der Fortbildungsmaßnahmen vorgesehen. Die Schulen beginnen ab dem Schuljahr 2008/09 nach neuem Konzept zu arbeiten. Die Pilotphase wird zunächst als bei der KMK angemeldeter Schulversuch durchgeführt. Das ermöglicht, Regelungen nach KMK-Vereinbarung, insbesondere die Regelungen zur äußeren Leistungsdifferenzierung auszusetzen, ohne die Anerkennung der Schulabschlüsse zu gefährden. Da sich unerwartet viele Schule interessiert gezeigt haben, wird es möglicherweise ein gestaffeltes Verfahren des Einstiegs in die Pilotphase geben, so dass Schulen bzw. Schulverbünde mit einem größeren Klärungs- und Planungsvorlauf wahrscheinlich ein Jahr später einsteigen können.

Nicht unerwartet ist hierbei die Rolle der Gymnasien. Obwohl es inoffizielles Interesse aus einigen Schulen gibt, hat sich keines, auch keines der sich „fortschrittlich“ gerierenden Gymnasien offiziell sein Interesse für eine Teilnahme an der Pilotphase geäußert. Die nicht offiziell genannte Begründung für die Zurückhaltung ist die Angst, „den guten Ruf zu verlieren“. Die von einigen Gymnasien vorsichtig geäußerte Bereitschaft, Schüler in die gymnasiale Oberstufe aufzunehmen, kann kaum als Kooperationsangebot angesehen werden, wenn sie im Herzstück, der Sekundarstufe I, die Zusammenarbeit verweigern. Es muss hier kritisch angemerkt werden, dass es auch keine speziell die Gymnasien zur Teilnahme auffordernde Aktivität seitens der Senatsverwaltung gegeben hat. Es hat den Anschein, als ob sich Teile der Schuladministration „tot stellen“.

Nach zunächst überwiegend skeptischem Abwarten findet die Diskussion um das Gemeinschaftsschulprojekt mittlerweile in Fernsehen und Presse ein lebhaftes Echo.

Die Mehrheit der Berliner ist für die Schule für alle

In diesem Zusammenhang ist das Ergebnis einer imap-Umfrage interessant. Die zu beantwortende Frage lautete: „ Ein Vorschlag sieht eine Schule vor, die die bisherigen Haupt- ind Realschüler bis zur Mittleren Reife führt und daneben unverändert das selbständige Gymnasium. Der andere sieht bis zur 10. Klasse eine Gemeinschaftsschule für alle Schüler vor und danach eine Oberstufe für diejenigen, die das Abitur anstreben. Welchen Vorschlag würden Sie bevorzugen?“

Das Ergebnis:

  • 56 % (36 %) der Berliner, davon

  • 37 % (56 %) der CDU-Anhänger,

  • 39 % (53 %) der FDP-Anhänger,

  • 55 % (39 %) der Bü90/Grünen-Anhänger,

  • 57 % (36 %) der SPD-Anhänger und

  • 78 % (20 %) der Anhänger der Linken

sind für eine Schule für alle bis zur 10. Klasse (mit anschließender Oberstufe). Die Zahlen in Klammern geben die Prozentsätze der Befürworter einer zweigliedrigen Lösung an.

Lothar Sack