In Niedersachsen starteten zum Schuljahrsbeginn 2009/2010 nach halbjähriger Planungszeit 14 neue Gesamtschulen, zum 01.02.2010 wurden Planungsgruppen für weitere 18 Gesamtschulen, die zum nächsten Schuljahr ihren Schulbetrieb aufnehmen werden, von der Landesschulbehörde eingerichtet. Noch im März 2010 war noch mit der Einrichtung von Planungsgruppen zu rechnen, die im August 2010 mit ihrer Arbeit anfangen sollen. Zu den Gründungskollegien bzw. Planungsgruppen gehören an vielen Orten nur wenige Lehrkräfte, die bereits an einer Gesamtschule gearbeitet haben. Entsprechend hoch ist der Beratungs- und Fortbildungsbedarf für Gründungskollegien und Planungsgruppen. Die Zeit zur inhaltlichen und organisatorischen Vorbereitung von Gesamtschulen durch Planungsgruppen beträgt zurzeit i. d. R. ca. 5 Monate. Der Umfang der Freistellung von Planungsgruppenmitgliedern für die vorbereitenden Arbeiten wurde deutlich reduziert. Planungsgruppen müssen oft eine Woche nach Aufnahme der Arbeit bereits die ersten Elterninformationsveranstaltungen über das Konzept der neuen Gesamtschule bestreiten. Während die Schulbehörde früher Fortbildungs- und Beratungsangebote für Gründungskollegien und Planungsgruppen vorhielt, gibt es diese zurzeit nicht. Dies macht die schlechten Rahmenbedingungen für den Start der neuen Gesamtschulen in Niedersachsen deutlich. Für den Vorstand des Landesverbandes war es daher selbstverständlich, mit den vergleichsweise bescheidenen Mitteln der GGG möglichst effektive Unterstützung für Gründungskollegien und Planungsgruppen zu leisten.

Auf einer Klausurtagung des Vorstandes im Herbst 2009 wurde daraufhin eine Fortbildungstagung für Mitglieder der Gründungskollegien und Planungsgruppen geplant, die Anfang Februar 2010 in einem empfehlenswerten Tagungshotel in Bad Nenndorf stattfand. Die Tagung sollte zum einen der Kontaktaufnahme und Vernetzung der Gründungskollegien und Planungsgruppen untereinander dienen. Zum anderen sollten erfahrene Kolleginnen und Kollegen aus den länger bestehenden Gesamtschulen praktische Hilfen zu zentralen Planungsarbeiten geben. Der Landesverband entschied sich, die Durchführung der Tagung teilweise aus GGG-Mitteln zu finanzieren, damit einerseits ein gutes Tagungsambiente gewährleistet werden konnte und andererseits die Höhe der Teilnahmegebühr Interessenten nicht zu sehr abschreckte. Teilnehmer/innen, die der GGG beitraten, wurde eine reduzierte Teilnahmegebühr abverlangt, verbunden mit der Hoffnung, dass dadurch neue Mitglieder gewonnen werden würden. Letzteres gelang auch.

Der Landesverband sieht es als Erfolg der Werbung für diese Veranstaltung, dass 9 zu Beginn des Halbjahres eingerichtete Planungsgruppen und 7 zum 01.08.2009 neu gebildete Gesamtschulkollegien auf der Tagung durch insgesamt 35 Teilnehmer/innen vertreten waren, zumal diese trotz der hohen zusätzlichen Arbeitsbelastung durch Planungsaufgaben für einen ganzen Tag am Wochenende anreisen mussten.

Der inhaltliche Start der Tagung wurde von Information und Diskussion zur heftig umstrittenen Einführung der Systemzeit von 12 Schulbesuchsjahren bis zum Abitur auch an den Integrierten Gesamtschulen bestimmt. Der Landesvorsitzende Gerhard Hildebrandt stellt die sich abzeichnenden Veränderungen schulrechtlicher Vorgaben vor. Da die IGSen davon ausgehen müssen, dass das von der GGG unterstützte Volksbegehren zur Rückkehr zum Abitur nach 13 Schulbesuchsjahren möglicherweise erfolglos bleibt, wurde eine Möglichkeit vorgestellt, wie die angekündigten Veränderungen von Verordnungen und Erlasse in der Schulstruktur einer IGS so berücksichtigt werden können, dass Auswirkungen auf die Strukturqualität der IGS möglichst gering sind.

Der zweite Schwerpunkt der Tagung diente dem gegenseitigen Vorstellen bereits entwickelter Schulkonzepte. Dazu erstellten die Vertreter/innen der Planungsgruppen und Gründungskollegien Präsentationen, in denen sie die bis dahin erarbeiteten Konzepte „ihrer“ IGS und die noch offenen Fragen und zu lösenden Aufgaben darstellten. Da von manchen Planungsgruppen mehrere Vertreter/innen anwesend waren, wurde diese Zeit genutzt, um laufende Planungsarbeit fortzuführen, zu konkretisieren oder Ergebnisse präsentationsreif zu formulieren. Mit den Plakaten wurde eine „School-Gallery“ für alle gebildet. An jedem Plakat stand jemand als Ansprechpartner/in zur Verfügung, so dass beim Rundgang durch diese Ausstellung intensiv nachgefragt werden und weitere Kontakte und Austausch von Materialien verabredet werden konnte. Jede/r kam in die Situation, Konzeptelemente zu erläutern, und hatte die Gelegenheit, bei anderen Anregungen und Tipps zu bekommen. Bei der abschließenden Bewertung der Tagung wurde diese Phase als besonders ertragreich bewertet.

Am zweiten Tag bildeten Workshops, die von erfahrenen Referent/innen aus Gesamtschulen angeboten wurden, den Schwerpunkt. Wie nicht anders zu erwarten war, war die Anzahl derjenigen, die am Workshop Differenzierung an der IGS teilnahmen, am größten. Fachbereichsleiter/innen aus IGSen stellten konkrete Beispiele aus ihren Fächern vor, wie binnen differenzierender Fachunterricht geplant und durchgeführt werden kann.

Der am zweitstärksten nachgefragte Workshop war der nach Entwicklung eines Ganztagskonzeptes unter den Rahmenbedingungen, die in Niedersachsen zurzeit für die neu errichteten Gesamtschulen gelten. Da die neuen Gesamtschulen nur wenige Lehrerstunden für diesen Bereich erhalten und die Schulträger z. T. kaum in der Lage sind, zusätzliche Finanzmittel für Schulsozialarbeit oder Ganztagsangebote zur Verfügung zu stellen, müssen die Gesamtschulen von der Möglichkeit Gebrauch machen, einen Teil der Lehrerstunden zu kapitalisieren und damit kostengünstig „Manpower“ für den Ganztagsbereich einzukaufen. Hierbei ist eine phantasievolle Nutzung örtlicher Ressourcen notwendig. Die Schulen müssen versuchen, sich durch Zusammenarbeit mit örtlichen Vereinen (im Bereich Sport, Landfrauenbund) oder öffentlichen Institutionen (z. B. Musikschulen, Träger von Berufsförderungsmaßnahmen, ...) oder kirchlichen Institutionen kostengünstige personelle Ressourcen zu erschließen, um ein Minimum an Ganztagsangeboten vorhalten zu können. Im dritten Workshop informierte der Didaktische Leiter einer IGS darüber, wie Lernentwicklungsberichte, die in Niedersachsen in den Schuljahrgängen 5 bis 8 an der IGS Zensurenzeugnisse ersetzen können, aussehen können und auf welchem Wege diese zustande kommen.

Parallel zur Tagung war es laufend möglich, auf einem vorbereiteten Vordruck Anfragen zu formulieren und auszuhängen, zu denen andere TN Hinweise eintragen konnten, an welchen Gesamtschulen es hierzu Konzepte und/oder eine gute Praxis gibt. Diese Möglichkeit wurde genutzt, um Tipps zu bekommen, wer unter welche Mail-Adresse bei welcher dringenden Frage weiter helfen kann.

Im abschließenden Plenum wurde überlegt, wie gegenseitige Unterstützung weiter organisiert werden kann. Es wurde u. a. die Idee geboren, auf einer virtuellen Festplatte im Netz, die für GGG-Mitglieder über ein Passwort von der GGG-Website aus erreichbar ist, gesamtschulrelevante Materialien zu speichern und für Downloads für Mitglieder bereitzustellen. Der Vorstand des Landesverbandes versprach zu prüfen, ob dies mit den Mitteln, die dem Landesverband zur Verfügung stehen, geleistet werden kann.

Die abschließende Bewertung der Tagung durch die TN ergab eine überwältigende Zufriedenheit mit den angebotenen Inhalten, den angewandten Tagungsmethoden, dem Tagungsambiente und der Atmosphäre während der Tagung. Der Vorschlag, dass die GGG weitere Tagungen zur Unterstützung der neuen Gesamtschulen in ähnlicher Form durchführen möge, wurde von allen TN intensiv unterstützt.

Karl-Heinz Uflerbäumer