Neue Ganztagsschulen auf dem Weg zur Vollausstattung

„Wir sind sehr erleichtert, dass die neue Landesregierung die in den vergangenen fünf Jahren gegründeten Gesamtschulen so ausstattet, dass sie das von Eltern erwartete Ganztagsangebot anbieten können“, freut sich Dr. Jan-Peter Braun vom Gesamtschulverband. Der Pädagoge leitet die 2010 gegründete Integrierte Gesamtschule in Lengede. Sie ist eine von 44 Gesamtschulen, die in den vergangenen 5 Jahren in Niedersachsen neu entstanden sind.

Während ältere Gesamtschulen bis zu 9,5 Lehrerwochenstunden pro Klasse für Hausaufgabenhilfe, Fördermaßnahmen, Arbeitsgemeinschaften oder Freizeitangebote zur Verfügung stehen, waren dieses bei den neu gegründeten Gesamtschulen weniger als 1 Stunde pro Woche und Klasse. “Dieses war ein Skandal“, erläutert Susanne Pavlidis, Vorsitzende des Gesamtschulverbande. Die Schulleiterin weiß, dass immer mehr Eltern eine Schule wünschen, die es ihnen ermöglicht Beruf und Familie in Einklang zu bringen. „Dazu gehört, dass Eltern darauf vertrauen können, dass ihre Kinder bis in den Nachmittag gut betreut werden, dass sie mit Unterstützung durch Lehrkräfte in der Schule ihre Hausaufgaben machen und vielfältige Freizeitangebote kennenlernen können“, so Pavlidis. Zudem sei es in gebundenen Ganztagsschulen möglich, einen rhythmisierten Schultag mit vernünftigen Arbeits- und Entspannungsphasen zu organisieren. Ganztagsschule heiße eben: ganztags Schule! Bisher hatten dazu neu gegründete  Gesamtschulen kaum die Möglichkeit, obgleich das Ganztagsangebot seit der Gründung der ersten Gesamtschulen vor mehr als 40 Jahren zentrales Merkmal dieser Schulform ist. „Dass Eltern diese Probleme nicht vollständig mitbekommen haben, lag zum einen am großen Engagement vieler Lehrkräfte, die über ihre Pflichtstundenzahl von 24,5 h pro Woche Arbeitsgemeinschaften oder Hausaufgabenunterstützung am Nachmittag angeboten haben und an den Schulträgern, die vielfach Mittel für externe Kursleiter bereitstellten“, erläutert Braun.
Zum kommenden Schuljahr sollen, so die Ankündigung der Ministerin, alle in den vergangenen 5 Jahren gegründeten Schulen 60% der Ganztagsstundenzuweisung der „alten“ Ganztagsschulen erhalten. Jährlich soll der Wert um 5% erhöht werden. Antje Schulz, Elternratsvorsitzende der IGS Lengede: „Wir begrüßen es sehr, dass die Ministerin die Interessen der Eltern und Schüler in den Mittelpunkt ihrer Entscheidungen rückt. Zahlreiche wissenschaftliche Studien haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass Deutschland großen Nachholbedarf im Bereich der Ganztagsangebote hat. Dessen Fehlen ist ein Grund für das schlechte Abschneiden Deutschlands bei den PISA-Studien und die immer noch vorherrschende soziale Selektion des deutschen Schulsystems. Die diesbezügliche Korrektur in der Schulpolitik war längst überfällig“.
Positiv sieht der Gesamtschulverband auch die Rückkehr zum Abitur nach 13 Jahren an Integrierten Gesamtschulen sowie die neuen Errichtungsvoraussetzungen. Neue zu gründende Gesamtschulen müssen bei einer Zehnjahresprognose nur noch eine Vierzügigkeit nachweisen. „Damit ist ein guter Kompromiss zwischen der für eine gute Qualität notwendigen Größe von mind. vier Parallelklassen und dem Elternwunsch nach Gründung weiterer Integrativer Systeme gefunden“, so Pavlidis.